Satiren


Einleitung  10.09.2025

Ich habe schon vor Jahren hier bei belletristischen Texten die Kategorien „Kurzgeschichten“ und „Prosa-Gedichte“  eingeführt. Jetzt habe ich mich – nach längeren Überlegungen – dazu entschlossen, zusätzlich eine Kategorie „Satiren“ hochzuladen, eine Sammlung von satirischen Texten.


Ich habe deshalb länger überlegt, weil sehr viele meiner Texte ein satirisches, ironisches, humoristisches Element haben; daher ist eine Abgrenzung schwierig und es fragt sich, ob  eine eigne Kategorie „Satiren“ Sinn macht. Außerdem sind bei den schon bestehenden Sammlungen von Kurzgeschichten und Prosa-Gedichten auch ausgesprochen satirische Texte dabei, die ich auch in diesen Sammlungen belassen werde.


Andererseits: Ich habe doch etliche ausgesprochen satirische Texte geschrieben, die keine eigentliche Handlung haben (anders als Kurzgeschichten) und keine poetische Form (anders als Prosa-Gedichte), Und diese Texte will ich zukünftig eben in einem eigenen Kapitel auf der Homepage darstellen.


Rein politische Texte mit satirischen Elementen habe ich dabei rausgelassen, sie stehen z.B. auf meiner beruflichen Homepage.


Die meisten der Texte hier habe ich vor (vielen) Jahren geschrieben; das Datum in Klammern gibt keineswegs an, wann sie geschrieben wurden, sondern wann sie hochgeladen worden sind.


Diese Texte sind nicht immer ganz „politisch korrekt“. Als ich sie schrieb, machte man sich darüber viel weniger Gedanken. Heute gibt es die Anhänger von Woke, die neuen Spießer, die ständig schnüffeln, ob alles politisch brav und korrekt ist. Im Grunde interessiert mich das gar nicht und unsere Homepage ist auch nicht so bekannt, dass meine satirischen Texte viel Aufmerksamkeit erregen werden. Dennoch habe ich mich entschlossen, einige Texte etwas zu „entschärfen“ – aber vielleicht ist das ein Fehler.



Inhalt

3 Mutti will nur dein Bestes

2  Supergeil - Oder: So wehrt man sich gegen einen Angeber

1 Willy und sein innerer Schweinehund




3  Mutti will nur dein Bestes (13.09.2025)


Wir werden hier Zeuge eines Gesprächs einer liebevollen Mutter mit ihrem nichtsnutzigen Sohn.
- Was sitzt du denn faul im Sessel rum?
- Ich will mich mal etwas ausruhen.
- Du kennst doch meinen Spruch! Ausruhen kann man sich, wenn man tot ist.
- Ja, sehr lustig.
- Humor ist wohl nicht gerade deine Stärke.
- Ja, ja, ich weiß, Humor ist, wenn man trotzdem lacht.
- Machen wir heute auf weinerlich?
- Nein, nur auf menschlich.
- Menschlichkeit wird überschätzt. Also, stehst du jetzt endlich aus dem Sessel auf?!
- Aber ich habe mein Pensum für heute schon erledigt.
- Unsinn. Man hat nie genug erledigt. Du könntest schon mal den Rasen mähen. Oder endlich mal die Gardinen waschen. Oder Tante Käthe zum Geburtstag schreiben. Oder probieren, ob du die ständige Fehlermeldung im PC wegkriegst (aber das kannst du ja doch nicht). Oder mal dein Bett neu beziehen. Oder einen Arbeitsplan für die nächsten drei Wochen schreiben. Oder den Reifendruck deines Autos prüfen. Oder Sport treiben …
- Hör bloß auf, ich kann es nicht mehr hören.
- Ja, mein Lieber, das Leben ist kein Ponyhof. Und auch kein Wunschkonzert. Wir sind doch nicht auf der Welt, um Spaß zu haben, sondern um unsere Pflicht zu erledigen. Unsere Pflicht und Schuldigkeit. Alles, was Spaß macht, ist schon verdächtig.
- Aber ich sitze hier gerade so gemütlich im Sessel. Und ich bin echt müde. Außerdem würde ich gerne die Quizsendung im Fernsehen sehen.
- Was, für diesen Schwachsinn willst du deine Zeit opfern? Gut, wenn dich das Quiz etwas schlauer machen würde, aber das wage ich nicht zu hoffen. Mancher hat sich schon im Sessel wund gesessen. Also steh endlich auf!
- Yes, Sir.
- Also, geht doch. Habe ich ja gewusst. Man muss nur energisch auf dich einreden. Da siehst du mal wieder, was für ein schwacher Charakter du bist. Du gibst immer nach.
- WAS?! Erst wirfst du mir vor, dass ich im Sessel sitze. Und jetzt wirfst du mir vor, dass ich mich von dir aus dem Sessel aufscheuchen lasse.
- Ja, ist doch so. Beides ist wahr: Du bist faul, und du hast kein Selbstbewusstsein. Traurig, wirklich traurig. Du machst mir keine Freude.
- Soll ich jetzt auch noch Mitleid mit dir haben, du?
- Ja natürlich. Immer heißt es nur, ich wäre so hart und rücksichtslos. Ich habe doch auch Gefühle, die man nicht verletzen darf. Aber dir fehlt natürlich das nötige Feingefühl, um das zu merken.  Und undankbar bist du auch.
- Wieso?
- Ich hab dir gestern zum Geburtstag zwei Hemden geschenkt, und du hast das blaue nicht angezogen, wahrscheinlich gefällt es dir nicht, du bist wohl Besseres gewohnt!
- Aber siehst du denn nicht, dass ich das andere von dir geschenkte, das neue rote Hemd angezogen habe?! Ich kann doch nicht gleichzeitig beide Hemden anziehen.
- Papperlapapp, das sind nur Ausreden, du willst eben immer recht behalten.
- Was soll ich jetzt also  tun? Soll ich im Sessel sitzenbleiben? Soll ich aufstehen? Oder soll ich dich bemitleiden?
- Da sieht man es mal wieder. Du kannst dich nicht entscheiden. Ach mach doch, was du willst. Ich kann mir den Mund fusselig reden, du hörst ja doch nicht auf mich.



2  Supergeil - Oder: So wehrt man sich gegen einen Angeber  (13.09.2025)


- Schau mal, das ist mein neuer Porsche. Ein  SUPERGEILES  Teil!
- Tja, ganz netter Zuhälterwagen.
- Was soll das heißen? Das ist ein edler Supersportwagen.
- Wirklich? Wie groß sind denn die Felgen?
- 19 Zoll, das ist doch gigantisch.
- Na ja, mit 19 Zoll fährt ja heute fast schon ein Polo. Wirkliche Sportwagen haben 21 Zoll oder mehr.
- Dafür hat mein Porsche aber verdammt viel Leistung.
- So? Wie viel PS hat er denn?
- 350!
- O.k., da habe ich mich geirrt. Es ist mehr ein Hausfrauenwägelchen. Um durch die Stadt zu Aldi zu zuckeln, reicht das ja. Aber echte Supersportwagen haben über 500 PS, manche sogar bis 1000.
- Du verstehst halt nichts von Autos.  Aber hast du gesehen, was für eine  SUPERGEILE  Frau ich habe, die sieht aus wie ein Top Model.
- Ich sehe hier kein Top Model. Oder meist du das Muttchen, das da hinten steht?
- Bist du verrückt, Muttchen?! Lena ist mal gerade 28 Jahre alt.
- Tja, 28, dann ist sie bald 30, dann dauert es nicht mehr lange bis zu den Wechseljahren, aber egal, Sex im Alter soll ja auch Spaß machen.
- Du Spinner, siehst du nicht, welchen Traumbody Lena hat.
- Ja gut, wenn man von dem Bierbauch mal absieht, sieht sie echt na ja Spitze aus.
- Was Bierbauch!?
- Sorry, wahrscheinlich sehen  meine Augen nicht mehr so gut. Wie gut sind deine Augen eigentlich? Zieh mal besser keine Brille auf, sonst würdest du sehen, dass deine Lena voll die Pickelhaut hat.
- Du verstehst eben auch nichts von Frauen.  Aber hast du schon meine Traumvilla bewundert? Die ist  SUPERGEIL!
- Ach, du meinst diesen Bretterverschlag? Ich dachte, da wohnt der Waldi drin.
- Du bist irre! 10 Räume, 4 Bäder, Fitness-Raum, Sauna, Schwimmbad, 3 Balkons – das soll eine Hundehütte sein?
- Na gut, ich geb‘s ja zu, ein Hund käme auch mit 2 Bädern aus. Nein, ich habe nur Spaß gemacht, dein Häuschen ist wirklich keine Hundehütte, aber es sieht aus wie Onkel Toms Hütte.
- Onkel Tom, war das nicht ein Sklave? Du meinst, mein Luxusdomizil wäre eine Sklavenhütte?
- Ja schon, aber von einem Sklaven, der etwas höher steht, so eine Art Obersklave oder Sklavenvorarbeiter, das ist doch was.
- Zuhälterwagen! Hausfrauenwägelchen! Bierbauch! Pickelhaut! Hundehütte! Sklavenhütte!
HAU AB! LASS DICH NIE WIEDER HIER BLICKEN!
- Keine Sorge, in diese heruntergekommene Wohngegend verirre ich mich ohnehin nie mehr, da muss man ja Angst haben, dass einem die Schuhe von den Füßen geklaut werden.
- WWAAAHHHH!
- Tss, schon erstaunlich, wie empfindlich manche Leute sind.



1 Willy und sein innerer Schweinehund    (10.09.2025)


Willy:
Ich sollte wirklich mal wieder mehr Sport machen, früher war ich viel sportlicher, vielleicht fange ich an zu joggen.


Schweinehund:
Joggen?! Bist du verrückt?  Schau dir doch die Jogger an, wie die mit schmerzverzerrtem Gesicht durch die Gegend humpeln. Ne, da machst du dir nur die Knochen kaputt. Außerdem läuft dir jeder Köter hinterher und schnappt nach deinen Beinen.


Willy:
Dann fange ich mit Nordic Walking an, das soll doch sehr gelenkschonend sein. Und mit den Stöcken kann ich die Hunde verscheuchen.


Schweinehund:
Das ist doch nicht dein Ernst. Nordic  Walking ist was für Senioren und vor allem Seniorinnen, die nur nicht zugeben wollen, dass sie eigentlich mit zwei Krücken gehen müssten. Jeder lacht doch über die.


Willy:
Aber Bewegung an der frischen Luft ist doch so gesund.


Schweinehund:
Frische Luft? Dass ich nicht lache. Draußen gibt es nur eine Mischung aus Autoabgasen, Feinstaub und Industrieemissionen, das willst du deinem Körper doch nicht zumuten.
Setz dich lieber gemütlich zu Hause hin und rauche ein Zigarettchen. Das ist gesünder.


Willy:
Also, das geht ja nun gar nicht. Ich habe nur zwischen 13 und 14 Jahren geraucht, danach keine einzige Zigarette mehr. Bestimmt werde ich nicht nur zu Hause sitzen und wieder mit dem Rauchen anfangen. Nein, irgendeinen Sport muss ich betreiben.


Schweinehund:
Warum denn eigentlich? Du hast doch eine Top-Figur, kein Gramm Fett zu viel, geradezu ein Adonis.


Willy:
Jetzt schmeichelst du mir. Aber gut, wenn du meinst, so ganz unrecht hast du ja nicht.


Schweinehund:
Siehst du, sag ich doch. Jeder weiß: Sport ist Mord. Jedenfalls macht Sport draußen nur hässlich. Man bekommt durch das UV-Licht Falten. Vielleicht Hautkrebs. Wer braucht das? Bleib lieber schön gemütlich auf dem Sofa sitzen. Da riskierst du keine Verletzungen, allenfalls wenn du dir beim Aufheben einer Tüte Chips den Arm verdrehst.


Willy:
Aber dann will ich wenigstens meine Ernährung ändern, ich werde ab jetzt mehr Rohkost essen.


Schweinehund:
Rohkost! Ich hör wohl nicht recht. Bist du eine Ziege? Ein Schaf? Oder eine Kuh?


Willy:
Aber es heißt doch immer, das lebendige Prinzip in der Nahrung ist so wichtig, und das bekommst du nur über Rohkost.


Schweinehund:
Papperlapapp. Kennst du nicht die Forschungen des Ernährungspapstes Professor Udo Pollmer? Pflanzen bilden giftige Abwehrstoffe gegen Fressfeinde, denn sie haben auch keine Lust, verspeist zu werden. Mit der Rohkost nimmst du diese ganzen giftigen Stoffe zu dir. Aber wenn du das Essen schön kochst oder brätst, denn werden diese Giftstoffe durch die Hitze neutralisiert bzw. abgebaut.


Willy:
Mein Gott, was du alles weißt!


Schweinehund:
Ja, also hör auf mich: am besten isst du nur Fastfood oder Essen aus der Tüte. Da ist garantiert keine Rohkost mit Giftstoffen mehr drin.


Willy:
Aber ich möchte irgendetwas in meinem Leben verändern, vielleicht sollte ich ein besserer Mensch werden, anderen Menschen mehr helfen.


Schweinehund:
Quatsch. Bist du Mutter Theresa? Willst du ein „Gutmensch“ sein, den jeder verspottet? Mach das, was dir Spaß bringt! Mein Motto ist: Wenn jeder an sich selbst denkt, dann ist an jeden gedacht.


Willy:
Klingt irgendwie logisch.
Schweinehund:
Siehst du, wir Schweinehunde haben‘s drauf. Leider werden wir oft diskriminiert, es heißt, man muss uns bekämpfen. Was für ein Blödsinn! Man muss nur unseren Ratschlägen folgen, dann lebt man herrlich und zufrieden.


Willy:
Aber was soll ich denn dann sonst ändern?


Schweinehund:
Gar nichts gibt es zu ändern. Alles ist so gut, wie es ist. Ändern macht Stress, Arbeit, Aufregung – und nachher wird es nur schlechter.  Setz dich schön muckelig in den Ohrensessel, schau was fernsehen und knabbere leckere Chips. Oder wenn du unbedingt Action willst, mach ein Computerspiel oder surfe im Netz. Ich leiste dir Gesellschaft.


Willy:
Vielleicht hast du recht. Ich gehe erst mal bei ebay rein und biete meine Sportklamotten zum Kauf an, die brauche ich ja jetzt nicht mehr.


Schweinehund:
Langsam kapierst du es, bravo!


Willy:
Aber eine Arbeit will ich doch machen, ich werde im Internet über unser Gespräch schreiben.


Schweinehund:
Wenn es unbedingt sein muss. Aber bitte mach mich nicht runter, erzähl den Menschen, wie toll die inneren Schweinehunde eigentlich sind und dass man ihnen ein Denkmal errichten sollte. – Und jetzt her mit den Chips!